Gott, hilf dem Kind
Inhaltsangabe zu "Gott, hilf dem Kind"
Gebundenes BuchKeine andere Autorin hat über die Jahrzehnte hin den Rassenkonflikt in Amerika so konsequent und leidenschaftlich beschrieben wie die Literaturnobelpreisträgerin Toni Morrison. "Gott, hilf dem Kind" setzt den mit "Jazz" begonnenen Zyklus fort, in dem Morrison die Situation der Schwarzen in den USA beleuchtet. Ein weiterer großer Roman der im Kampf gegen Rassismus engagierten Autorin.
Lula Ann ist ein so tiefschwarzes Baby, dass ihre Mutter Sweetness bei der Geburt fast zu Tode erschrickt und der Vater die junge Familie auf der Stelle verlässt, weil er nicht glauben kann, dass dieses Kind von ihm ist. Sweetness erzieht Lula Ann zu Gehorsam und Unterwürfigkeit, nur nicht auffallen, aus Angst vor rassistischen Angriffen.
Doch die heranwachsende Tochter sträubt sich gegen die verordnete Angepasstheit. Sie ändert ihren Namen, in Bride, kleidet sich in provokant strahlendes Weiß, macht Karriere bei einer Kosmetikfirma, verliebt sich in einen geheimnisvollen Mann und befreit sich auf ihre Weise von der Vergangenheit.
Zwei starke Frauen, zwei verschiedene Lebensentwürfe, in dem Versuch, sich zu schützen und gleichzeitig zu behaupten. Ein Roman, der zur Weltliteratur gehört.
Gott, hilf dem Kind
Die Protagonistin Bride wird als Kind von ihrer Mutter abgelehnt wegen ihrer sehr dunklen Hautfarbe. Als Erwachsene versucht sie dies zu kompensieren, indem sie durch konsequent weiße Kleidung ihre schwarze Haut noch betont und im Beautybereich Karriere macht.
In der Beziehung zu ihrem derzeitigen Liebhaber gelingt es Bride zeitweise ihre Fassade oder Abwehr zu öffnen. Als sie dieser Geliebte plötzlich ohne Erklärung verlässt, kann sie nicht mehr wie bisher weiterleben und stellt sich- auf der Suche nach dem Ex-Freund und dem Grund für dessen Zurückweisung - ihrer traumatischen Vergangenheit.
Toni Morrison stellt die psychischen Verletzungen und deren Aufarbeitung eher indirekt, symbolhaft dar. Die Sprache erscheint mir irgendwie angemessen und richtig ohne dass ich das genauer beschreiben könnte. Das Schicksal der Romanfiguren wird mit Sympathie aber ohne triefendes Mitleid erzählt.
Ähnlich wie bei dem berühmten Roman: Menschenkind von derselben Autorin "müssen" die Protagonisten ein tiefes seelisches Tal durchschreiten (verbunden mit zeitweiser Regression) bevor sie ihre Zukunft in Angriff nehmen können.
Der Roman ist für mich glaubhaft und berührend. Die Kürze (nur 200 Seiten) ist angemessen. Man hat das Gefühl, dass das wesentliche gesagt wurde.